Ein Gamescom-Rückblick
Trotz weiter gestiegenen Besucherzahlen hatte die Gamescom in den vergangenen Jahren gefühlt etwas an Bedeutung verloren – mit dem Wiedererstarken der US-amerikanischen Videospielmesse E3 und vermehrten reinen Videostreams der Anbieter gab es von dort wenig Neuigkeiten zu vermelden. Doch diesmal nutzten deutlich mehr Publisher die Aufmerksamkeit rund um die Kölner Veranstaltung, was auch der erstmals veranstalteten "Opening Night Live" zu verdanken war.
In einer Zeit, in der sich die Konsolenwelt schon stark auf den nächsten Generationswechsel bei der Hardware vorbereitet (die Nachfolger der Playstation 4 und der Xbox One werden ab Ende nächsten Jahres erwartet), gab es deshalb dennoch einige Neuankündigungen zu vermelden.
So darf man bei "Everspace 2" (für PC, PS4, Xbox One und Next-Gen-Konsolen zu erwarten) Weltraumschlachten in fantastischer Grafik erleben. Bei "Little Nightmares 2" (PC/PS4/XBO/Switch) wird 2020 ein neuer Charakter mit von Kinderphantasien geprägten Alptraumgestalten konfrontiert. In "Humankind" (PC) führen Spieler einen Stamm durch die Menschheitsgeschichte und lassen sich dabei von den prägenden Völkern der jeweiligen Epoche inspirieren.
Beim Indie-Titel "Remothered: Broken Porcelain" (PS4 / Xbox One / Switch / PC) versucht die junge Jennifer, ihrer plötzlich zu mörderischen Tendenzen neigenden Vorgesetzten zu entkommen, indem sie so ziemlich alle in einem Haus zur Verfügung stehenden Mittel einsetzt. Mit dem "Kerbal Space Program 2" (PS4 / Xbox One / PC) darf man bald wieder in die Weltraumforschung einsteigen. Und THQ Nordic und Black Sea Games schicken Spieler in "Knights of Honor II: Sovereign" zurück ins Mittelalter, um dort ihr eigenes Königreich zur Blüte zu führen. "Ghostrunner" (PS4 / Xbox One / PC) mixt die Parcour-Elemente eines "Mirror's Edge" mit einer Umgebung, die trotz futuristischer Elemente atmosphärisch an "Dishonored" erinnert.
"SnowRunner" (PS4 / Xbox One / PC) ist der Nachfolger des Rennspiels "MudRunner", indem man sich nun nicht mehr nur durch normale Gegenden abseits der Straßen, sondern auch durch Eis- und Schneelandschaften kämpfen muss. In "Port Royale 4" wird man zum Gouverneur einer kleinen Kolonie in der Karibik, von der aus um die Vorherrschaft der eigenen Nation gerungen werden muss. Da die Handlung während des 17. Jahrhunderts angesiedelt ist, bedrohen auch Piraten die eigenen Handelsflotten.
Bei den Gamescom Awards wurden andere Titel ausgezeichnet, wobei es die eine oder andere Überraschung gab. So vergab die Jury gleich drei Preise an den Spiele-"Baukasten" "Dreams", der mit Best of gamescom nicht nur die Königsdisziplin gewann, sondern auch Most Original Game und Best Sony PlayStation 4 Game wurde.
Das beste Nintendo Switch-Spiel "The Legend of Zelda: Link's Awakening" musste sich in seiner Paradedisziplin Best Action Adventure Game der Comicumsetzung "Blacksad: Under the Skin" geschlagen geben. Sonys Mitkonkurrent "Concrete Genie" wurde immerhin noch zum besten Familienspiel gekürt. Für die Xbox One gewann Microsofts Action-Titel "Gear 5", auf dem PC setzte sich Ubisofts "Tom Clancy's Ghost Recon Breakpoint" gegen die Konkurrenz durch.
In den Genrekategorien siegten zudem "Doom Eternal" (Action), "Grid" (Rennspiel), "Wasteland 3" (Rollenspiel), "Planet Zoo" (Simulation), "Roller Champions 2" (Sport) und "Desperados 3" (Strategie). Das Publikum wählte das bald erscheinende "Borderlands 3" zu seinem Most Wanted-Titel und zeigte sich am meisten von der neu gestalteten Indie Arena der Gamescom begeistert. Die beste eSport Experience sah es zudem bei Nintendos "Super Smash Bros. Ultimate gamescom 2019 Invitational"-Turnier.
Die Gamescom vergrößerte ihre Ausstellungsfläche in diesem Jahr um acht Prozent auf 218.000 Quadratmeter und konnte so noch mehr Besucher auf das Gelände lassen. Etwa 373.000 (+3.000) strömten von Dienstag bis Samstag auf die Messe, die somit einen neuen Rekord verzeichnete. Erneut hätten es dennoch mehr sein können, da die Tagestickets schon im Vorfeld schnell ausverkauft waren. Bei vielen Top-Titeln kam es zudem erneut zu den berühmten Warteschlangen, bei denen mehrere Stunden angestanden werden musste – abseits des Mainstreams gab es aber genug zu sehen. Durch zahlreiche Livestreams und Videos konnte man sich über das Messegeschehen zudem auf dem Laufenden halten, ohne selbst vor Ort zu sein.
Im nächsten Jahr findet die Gamescom wie inzwischen traditionell wieder in der letzten vollständig im August liegenden Woche statt. Fachbesucher können somit ab Dienstag, den 25. August 2020, auf das Messegelände, die meisten anderen müsse dagegen noch bis zum Mittwoch, dem 26. August, warten. Am Samstag, dem 29. August, schließt die Messe ihre Pforten. Wie immer gilt, dass sich Interessierte schon schnell nach Beginn des Vorverkaufs um Tickets für die Veranstaltung bemühen sollten.